Energiewissen

Woher kommt unser Gas?

Deutschland bezieht Gas aus vielen Ländern. Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und den damit einhergegangenen Lieferstopp, wurde innerhalb weniger Monate die Gasversorgung in Deutschland auf ein neues Fundament gestellt. Der Import von verflüssigtem Gas spielt hierbei eine wichtige Rolle und bleibt dennoch nur eine Übergangslösung.

Noch im Jahr 2021 hat Russland 621 Milliarden Kilowattstunden Gas nach Deutschland exportiert. Das entsprach etwa 55 Prozent des deutschen Erdgasbedarfs. Es folgten Norwegen mit 324 Milliarden Kilowattstunden Gas und darauf Tschechien mit 266 Kilowattstunden Gas.

Gasversorgung auf einem neuen Fundament

Seit der Reduzierung der Erdgaslieferungen aus Russland und der endgültigen Einstellung am 31. August 2022 wurden in nur wenigen Monaten dank der guten Zusammenarbeit von Energiewirtschaft und Politik Verträge mit neuen Lieferländern abgeschlossen und erweitert sowie Gasspeicher gefüllt. Hauptsächlich bekommt Deutschland weiterhin Gas über Pipelines aus Norwegen mit 348 Milliarden, den Niederlanden mit 207 Milliarden und Belgien mit 176 Milliarden Kilowattstunden Gas.

Seit Ende des Jahres 2023 verfügt Deutschland nun auch über eigene LNG-Terminals und bezieht darüber zwar noch kleine, aber nicht unerhebliche Mengen Gas direkt in Form von Flüssiggas, sogenanntem LNG (Liquefied Natural Gas). Bei LNG handelt es sich um Erdgas, das auf -162° Celsius heruntergekühlt wird. Im flüssigen Zustand hat es sechshundertmal weniger Volumen als im gasförmigen. Deswegen kann es in Tankschiffen transportiert werden. Diese landen das Gas an europäischen Terminals an, wo es wieder auf Normaltemperatur gebracht und in das europäische Gasnetz eingespeist wird.

LNG-Terminals wichtiger Baustein

Temporäre, schwimmende LNG-Terminals (auch bezeichnet als FSRU = Floating Storage and Regasification Unit, Tanklagerschiffe oder stationäre schwimmende LNG-Terminals mit Regasifizierungsanlage) entstanden in kurzer Zeit an den deutschen Standorten Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Lubmin, die aktuell schon im Einsatz sind und zur Versorgungssicherheit beitragen. Der Hafen in Stade soll noch Ende des Jahres 2023 in den Regelbetrieb gehen.

LNG-Terminals bilden schon jetzt einen wichtigen Baustein für eine unabhängige und sichere Energieversorgung in Deutschland und auch für unsere Nachbarländer in Südosteuropa. Bisher wurden im Jahr 2023 rund 58 Milliarden Kilowattstunden Gas über deutsche LNG-Terminals/FSRU angelandet. Das LNG wird meist aus Ländern wie Katar, Algerien, Australien nach Deutschland verschifft. Allerdings sind Zuflüsse aus den deutschen LNG-Terminals ebenfalls ohne spezifische Länderherkunft erfasst, da sowohl die Herkunft der einzelnen LNG-Tanker als auch die Zusammensetzung des transportierten LNG nicht immer eindeutig bestimmbar ist.

Übergangslösung mit Perspektive

LNG-Importe sind nur eine Zwischenlösung, bis wir diese durch Importe von grünem Wasserstoff bzw. Wasserstoffderivate wie Ammoniak ersetzen können. Um die Energieversorgung langfristig und nachhaltig zu gewährleisten, gilt es nun schnell unabhängig von fossilen Energieträgern zu werden. Erneuerbare Energien zusammen mit dekarbonisierten Gasen werden unsere Energieversorgung sichern und sind die Basis für eine klimafreundliche Mobilität, nachhaltige Wärme und eine grüne Industrie. Hierfür wird jetzt die Grundlagen geschaffen.

 

Stand: November 2023

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