Energiewissen

Die Entwicklung der Energiepreise

Die Großhandelspreise von Energie haben in den vergangenen wenigen Jahren wahrlich eine Achterbahnfahrt an der Börse gemacht. Das hatte auch Einfluss auf die Preise für Verbraucherinnen und Verbraucher.

Die Energiepreise stiegen bereits vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine an. Aufgrund der konjunkturellen Erholung nach den Lockerungen der Pandemiebeschränkungen stieg weltweit die Nachfrage nach Rohstoffen wieder stark an und mir ihr die Preise. Nach Kriegsbeginn und dem Gaslieferstopp Russlands verschärfte sich die Situation noch einmal deutlich. Im Sommer 2022 lagen die Einkaufspreise für Gas an der Börse teilweise mehr als zehnmal so hoch wie noch am Anfang desselben Jahres. Die Sorge um den Winter war groß. Doch der Winter 2022/2023 wurde überraschend mild und Haushalte und Industrie sparten, sodass der Gasbedarf geringer ausfiel als angenommen. 

Seit Anfang 2023 sind die Preise im Gasgroßhandel zwar wieder deutlich gesunken, liegen aber immer noch rund drei Mal höher als vor der Krise. Aber diese Preissenkungen wirkten sich nicht sofort und unmittelbar auf die Endkundenpreise bzw. den damit verbundenen monatlichen Abschlag aus. Wie kann das sein?

So beschaffen Unternehmen ihre Energie

Grundsätzlich haben kurzfristige Schwankungen an den Energiemärkten erst einmal keinen direkten Einfluss auf die Endkundenpreise, da die Versorger durch ihre langfristigen Beschaffungsstrategien versuchen, die Preisentwicklung zu glätten und Kundinnen und Kunden vor starken Preissprüngen zu schützen.

Energieversorger kaufen ihr Gas und Strom am Energiemarkt ein, beispielsweise an der Leipziger Energiebörse EEX. Die meisten Energieversorger setzen auf eine langfristige Beschaffung. Um das Risiko stark schwankender Börsenpreise zu minimieren, beschaffen sie das benötigte Gas bzw. den Strom langfristig in Teilmengen und Schritt für Schritt zu verschiedenen Zeitpunkten, zum Teil Jahre im Voraus. Das im Voraus gekaufte Gas wird dabei nicht physisch gespeichert; es werden Lieferoptionen zu einem bestimmten Termin gekauft.

Einige kaufen zum Beispiel jede Woche die gleiche Menge Gas ein, egal ob die Preise hoch oder niedrig sind, um so die Preisentwicklung zu glätten. Und tagesaktuell kaufen sie nur geringe Mengen Gas, um mögliche Abweichungen zwischen prognostiziertem und tatsächlichem Verbrauch auszugleichen. Eine solche langfristige Beschaffung ist wichtig, um eine sichere Energieversorgung zu gewährleisten und Risiken für Kundinnen und Kunden und EVU zu minimieren.

Beziehung zwischen Einkaufspreis und Endkundenpreis

Wenn die Großhandelspreise über einen längeren Zeitraum sinken oder steigen, kommt dies mit Verzögerung auch bei den Endkunden an. Dadurch sind die Endkundenpreise im Jahr 2022 auch nur verzögert und nicht im gleichen Maße wie die Großhandelspreise gestiegen. Die Kundinnen und Kunden haben 2022 von dieser langfristigen Beschaffung profitiert.

Obwohl die Großhandelspreise im Jahr 2022 zeitweise zwölfmal so hoch lagen wie noch Anfang 2021, sind die Endkundenpreise nicht auch um das Zwölffache gestiegen. Die vergleichsweise niedrigen Preise, die wir für aktuell am Gasmarkt gehandelte Gasmengen sehen, sind daher Preise für Gaslieferungen in der Zukunft, beispielsweise Lieferungen in einem Jahr. Die aktuellen Preisrückgänge werden also bei den Kundinnen und Kunden ankommen, aber genauso wie die Preissteigerungen eben auch die Preissenkungen verzögert. Das Gas, das man heute erhält und in Rechnung gestellt bekommt, musste teilweise im vergangenen Jahr eingekauft werden, als die Preise extrem hoch waren. Diese Preise müssen die Versorger weitergeben. Sonst würden sie unter den Kosten verkaufen, die sie damals selbst für den Gaseinkauf hatten.

 

Welche Strom- und Gaspreise jetzt zu erwarten sind

Wenn die Preise an den Börsen wieder sinken und sich stabilisieren, wird das natürlich langfristig auch die Endkundenpreise entlasten. Wir müssen aber auch beachten: Zwar sind die Großhandelspreise aktuell wieder auf dem Niveau wie vor Beginn des Krieges in der Ukraine. Im langjährigen Vergleich liegen die Preise jedoch immer noch sehr hoch. In den Jahren bis zu Beginn der Corona-Pandemie lag der Gaspreis stabil bei Werten zwischen 15 und 20 Euro/MWh. Aktuell sehen wir Preise um 50 Euro/MWh. Das ist immer noch rund dreimal so viel als vor Beginn der Energiekrise.

Wie sich die Strom- und Gaspreise weiter entwickeln, lässt sich jetzt noch nicht sagen. Die Preisentwicklung bleibt im Gasgroßhandel volatil, besonders auch aufgrund weiterer geopolitischer Verwerfungen. Wir werden aus Russland vorerst kein Erdgas mehr erhalten. Dadurch bleibt Gas am Weltmarkt knapp und teuer, auch wenn wir stabile Gaslieferungen aus Norwegen und den Niederlanden erhalten. Wir müssen nach wie vor darauf achten, die Erdgasvorräte in den Speichern so wenig wie möglich zu belasten. Denn je voller die Speicher im Frühjahr sind, umso weniger zusätzliche Nachfrage entsteht für die Speicherfüllung wieder bis zum Herbst. Das wirkt entspannend auf die Preise. Es gilt: Je geringer die Nachfrage nach Gas, desto geringer sind die Preise. Und deswegen müssen wir weiterhin sparen, was geht.

Stand: November 2023

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